15 September 2017

Emotion Magazine: Cover Story

ANA IVANOVIC: IHR NEUES LEBEN NACH DEM TENNIS 

By Bettina Brenn

Photo by Wendelin Spieb

 

Ana Ivanovic ist noch nicht mal 30 und hat schon eine Weltkarri­ere hinter sich, die sie begann, als sie fünf Jahre alt war und ihre Landsmännin Monica Seles spielen sah. Sofort bettelte sie ihre Eltern um Tennisstunden an und biss sich durch: trainierte in Belgrad in einem leeren Schwimmbad, weil es nicht genug Tennisplätze gab, legte den Schläger selbst dann nicht aus der Hand, als ihre Heimatstadt im Kosovo-Kon­flikt bombardiert wurde. Im Interview erleben wir nun aber Ana Ivanovics ge­löste Seite: Sehr offen spricht sie, die Testimonial für Shiseido ist, mit uns über ihr Leben nach dem Sport - und wie sie sich neu erfindet. 
 
Sie haben 2016 lhre Profi-Karriere be­endet. Wie fühlt es sich an, so früh schon in Rente zu sein? 
 
Total seltsam, aber auch wahnsinnig gut. Ich war zwar immer in der glücklichen Situation, das tun zu dürfen, was ich lie­be. Aber ich habe sehr jung im Tennis­zirkus angefangen, habe immer hart trainiert und hatte dadurch weder eine richtige Kindheit und Jugend noch ein ,,normales" Leben. Umso schöner finde ich es jetzt, dass ich meine besten Jahre dazu nutzen kann, mehr Zeit für mich zu haben. Und um zu reifen. 
 
Vor Kurzem sind Sie mit lhrem Mann Bastian Schweinsteiger nach Chicago gezogen. Ist das der erste Schritt in die Sesshaftigkeit? 
 
So fühlt es sich jedenfalls an. Ich bin im­mer von einem Turnier zum nächsten gereist und hatte nie wirklich eine Homebase. Mein ganzes Leben passte in zwei Koffer. Deshalb genieße ich es jetzt, zum ersten Mal sagen zu können, dass ich ,,zu Hause" angekommen bin. Unser Haus war mit ein paar Basics ein­gerichtet, aber ich habe den Rest kom­plett selbst gemacht, das hat mir sehr gefallen, auch wenn ich unterschätzt habe, wie viel Arbeit das ist. Ich sage nur: zum vierten Mal in den Laden lau­fen und schon wieder Haken kaufen. Am wichtigsten ist aber, dass Bastian an meiner Seite ist. Wenn wir zusammen sind, ist es egal, wo wir leben. Meine Heimat ist in meinem Herzen. 
 
Die Boulevard-Presse will Ihnen schon seit zwei Jahren eine Schwangerschaft andichten. Wie sehr nervt Sie das? 
 
Eigentlich sollte ich drüber lachen, aber manchmal geht es mir schon nahe. Ich versuche, das alles nicht zu lesen. Ich finde, Bastian und ich haben noch Zeit! Doch ich komme aus einer starken, großen Familie und möchte irgendwann auf jeden Fall auch eine haben. 
 
Apropos Zeit: Wie lange brauchen Sie morgens? 
 
Na ja, ich bin es gewohnt, wahnsinnig schnell zu sein. Und effizient. Deshalb brauche ich auch nie länger als 10 bis 15 Minuten, um mich fertig zu machen. Die meiste Zeit geht bei der Überlegung drauf, was ich anziehen will. Danach ein bisschen Sonnenlotion, Concealer, Mas­cara, und wenn ich müde aussehe, ein wenig Rouge. Hit and run! 
 
Gute Methode! Hilft ja wahrscheinlich auch, um sich neuen Herausforde­rungen zu stellen. lhre aktuelle ist ja: Was kommt nach dem Tenniszirkus? 
 
Tennis bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens, ich werde immer noch zu be­sonderen Turnieren reisen und auch spielen. Aber ich bin bereit für Neues. Gerade arbeite ich an einigen Ideen, wie ich meine Erfahrungen weitergeben kann. Ich bin in den letzten Jahren mei­ner Karriere durch viele Höhen und Tie­fen gegangen. Es macht etwas mit dir, wenn du als junger Frau auf so einem hohen Level erfolgreich bist. Und auch, wenn es dann mal nicht mehr so gut läuft. Das sind Erfahrungen, die ich mit anderen teilen möchte, die ebenfalls aufreibende Jobs haben. Es gibt noch kein konkretes Projekt, aber ich würde ihnen gern Tools an die Hand geben, wie sie besser mit Stress umgehen und sich auch in schwierigen Zeiten motivieren können. 
 
Sie selbst sind den großen Stress ja erst mal los. Wie entspannen Sie nun? 
 
Ich habe jetzt wieder mehr Zeit zu lesen. Wenn ich mit einem Buch vor der Nase draußen sitzen kann, bin ich der glück­lichste Frau. Ich muss nicht mehr je­den Tag trainieren, bin aber in eine Yoga­Gruppe eingetreten. Was schön ist, weil ich ja all die Jahre immer allein trainiert habe. Und wenn ich mal auf etwas Un­gesundes Lust habe, esse ich es einfach, denn wenn man sich ständig Dinge ver­bietet, wird man übellaunig und krank - und das hilft keinem. Das Leben ist zu kurz, um ständig zu verzichten.

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